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Der neue VW T-Roc R: Wolf im Schafspelz?
Gerald Balser, 2. August 2020
Bildquellen: privat
Das ist er also, der neue „R“ (= Racing) von VW, der T-Roc R, ein Kompakt-SUV (VW spricht lieber von einem Crossover). Das neue Top-Modell des T-Roc besticht durch 300 PS, die voluminösen Lufteinlässe, die doppelröhrige Titan-Abgasanlage links und rechts und die schwarz gehaltenen Absetzungen, aber auch durch einen Listenpreis von 44.231 € (ohne Sonderausstattungen). Dafür bekommt man immerhin ein fast vollständig ausgestattetes Modell.
Die sportliche Klasse des VW T-Roc R erfährt man erst so richtig, wenn man drinnen sitzt und losfährt. Bereits beim Motor anlassen lässt der röhrige Sound erahnen, was einem erwartet. Auf dem Parkplatz von Cannobio am Lago Maggiore verrenkten sich die Jugendlichen plötzlich die Hälse. Allerdings den Kavalierstart, der durch „Launch Control“ auch für den Ungeübten leicht möglich ist, habe ich mir verkniffen, ebenfalls den Nachweis des von VW angegebenen Beschleunigungswertes von 0 auf 100 km/h in 4,9 Sekunden.
Bei 300 PS kann man trotz des mit 2,0 l recht kleinen Motors keine Sparwunder erwarten. In der Innenstadt ist ein Verbrauch unter 10 l Benzin kaum möglich. Der Sound beim Gas geben hat auf deutschen Autobahnen seinen Preis. Je nach Fahrstil und Verkehrslage können bis zu 13 l erreicht werden. Allerdings auf den Schweizer Autobahnen bei einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h blieb ich immerhin deutlich unter 8 l.
Eigentlich ist es ein ehernes Gesetz, dass auf Rennsport getrimmte Fahrzeuge einen tieferen Schwerpunkt brauchen, also tiefer gelegt werden müssen. Da erscheinen die hohen Beine des T-Roc wie ein Widerspruch, auch wenn diese ein wenig gekürzt wurden. Aber bereits bei der Fahrt der Serpentinen zum Schiffenberg in Gießen und erst recht auf den kurvenreichen Strecken am Lago Maggiore und in den Bergen verflogen die Bedenken. Ich genieße das direkte Fahrverhalten der Progressivlenkung, das Fahren wie auf Schienen dank des Allradantriebs bzw. der straffen Abstimmung durch das Sportfahrwerk und die erhöhte Sitzposition. Aber auch für die bekanntlich schlechten Straßen in Deutschland hat VW mit dem „Adaptiven Fahrwerk“ DCC und der Profilauswahl eine Lösung
Etwas vorsichtig sollte man mit den besonders giftigen Bremsen umgehen, die auch auf die leichteste Pedalberührung reagieren. Die vorderen Bremssättel mit dem prägnanten „R“-Logo sind auch optisch ein echter Blickfang.
So richtig schön wurde es mit dem T-Roc auf der deutschen Autobahn. Überholen machte richtig Spaß. Überraschend unaufgeregt, ohne sich zu quälen, beschleunigt der T-Roc auch in den höheren Gängen. Bei abgeriegelten 250 km/h war Schluss. Meine Befürchtung, dass der typische R-Sound mir auf der langen Strecke lästig werden könnte, bestätigte sich nicht. Wenn man seine Geschwindigkeit hält, wird der Tiger zum Kätzchen. Natürlich hat auch der „R“ die vielen, nützlichen Fahrsicherheitsassistenten, sogar zumeist serienmäßig. Besonders angenehm waren für mich der Stauassistent im 5-km-Stau vor dem St. Gotthard-Tunnel und der Lane Assist in den vielen Schweizer Tunneln bzw. den vielen Baustellen auf den deutschen Autobahnen.
Die große Heckklappe des 445-l-Kofferraums (durch Umklappen der Rücksitzbank erweiterbar auf 1.015 l) macht den 4,23 m kompakten T-Roc R sogar zum Lastesel. Besonders praktisch ist der Stauraum unter dem planen Kofferraumdeckel. Der praktische Kofferraum und die bequemen vier Sitze erweitern die Zielgruppe dieses äußerst sportlichen Fahrzeuges vom jugendlichen Single zum jungen Familienvater.
Fazit
Verständlich, auch VW will ein Stück vom Kuchen der kleinen, aber feinen Marktnische der High Performance Autos. Was seit 2013 mit dem Golf IV R32 und seinen Nachfolgern funktioniert, sollte doch auch mit einem SUV klappen. Inzwischen steht ein weiteres SUV, der Tiguan R, in den Startlöchern. Die Chancen für den T-Roc R stehen trotz der starken Konkurrenz,auch im eigenen Haus, nicht schlecht.
Der VW T-Roc R ist mit einem Grundpreis von 44.231 € beileibe kein Schnäppchen, vor allem im Vergleich mit den 26.760 € für den T-Roc Sport. Rechnet man aber nach, dann wirkt der „R“ nicht mehr ganz so teuer. Ein „Sport“ mit 190 PS und Allrad kostet bereits runde 33.000 €. Ausgestattet mit dem R-Line-Paket und den beim „R“ serienmäßigen Sonderausstattungen schmilzt die Preisdifferenz auf nur noch 4.500 €. Für dieses Geld bekommt man ein optisch differenziertes Auto mit einem 2 l-Motor und 300 PS, ein Sportfahrwerk mit Launch Control und eine 17-Zoll Bremsanlage, den hohen Nutzwert eines T-Roc inklusive.
Etwas schade finde ich, dass es VW mit seinem Understatement übertreibt. VW sollte sich nicht alleine auf die unter dem Blech versteckte exzellente Technik verlassen. Eine deutlichere optische Differenzierung gegenüber dem T-Roc Sport mit dem R-Line Paket hätte ich mir schon gewünscht.
VW findet anscheinend die Farbe "Lapiz Blue", die sich im Wageninnern beim Cockpit wieder findet, zusammen mit dem schwarzen Dach besonders attraktiv. In der Werbung, aber auch bei den Testwagen ist dieses "Racing-Blue" vorherrschend. Leider verpuffen die zahlreichen schwarzen Absetzungen - vor allem das schwarze Dach - bei dem exklusiven, aber viel zu dunklem Blau. Außerdem verschwimmen bei dieser dunklen Farbe die attraktiven Konturen der Karosserie. All dies verstärkt meinen Eindruck. Der optisch eher dezente VW T-Roc R erinnert mich - gestatten Sie mir eine kleine rhetorische Übertreibung - an einen „Wolf im Schafspelz“.
VW T-Roc R und seine Konkurrenten:
Modell | Abmes-sungen (m) | Motor | Leis-tung | Ver-brauch | V-max | Be-schleu- | Preis gerundet |
VW T-Roc R | L=4,23 B=1,82 H=1,57 | 2.0 TSI OPF 4Motion 7G-DSG | 300 | 7,5 | 250 | 4,8 | 44.200 |
Cupra Ateca | L=4,36 | 2.0 TSI 4Drive 7G-DSG | 300 | 7,4 | 247 | 5,2 | 43.000 |
Audi SQ2 | L=4,19 B=1,79 H=1,51 | TFSI quattro 2.0 7G S tronic | 300 | 7,0 | 250 | 4,8 | 44.800 |
Mini JCW Countryman | L=4,30 | 2.0 Allrad 8G-Automat. | 306 | 6,9- | 250 | 5,1 | 46.900 |
Mercedes-AMG GLA 35 | L=4,42 | 2.0 4MATIC DCT 8G | 306 | 7,4 | 250 | 5,2 | 52.800 |
BMW X2M M35i | L=4,36 B=1,82 H=1,53 | 2.0 Allrad Steptron | 306 | 6,8 | 250
| 4,9 | 54.500 |
Bildquellen: VW AG, SEAT DEutschland GmbH, Audi AG, BMW AG, Daimler AG
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