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Überschätzte Reichweite?
Gerald Balser, 7. Februar 2020
Das erste deutsche reine, vollelektrische E-Auto war im Jahr 2010 der BMW i3 und der hatte nach damaliger Norm eine Reichweite von 190 km. Realistisch auf der Straße waren höchstens 130 km. Begeisterung lösten diese Angaben bei den BMW-Kunden nicht aus. E-Autos wurden vor allem von Idealisten und technikbegeisterten Freaks gekauft. Eine große Zukunft versprach sich die deutsche Automobilindustrie von dieser Technik also nicht.
Einen Schock erlebte die Autowelt auf der IAA 2013. Dort tauchte zum ersten Mal ein bis dato noch unbekannter, kleiner Autobauer aus Kalifornien auf. Der präsentierte seine vollelektrische sportlich-elegante Oberklasse-Limousine „Model S“ und versprach eine Reichweite von bis zu 480 km. Ich schrieb damals in meinem Bericht von der IAA: „Wieso schaffen die großen Hersteller mit ihren Möglichkeiten nur maximal 200 km?“
Der Schock wirkt heute noch nach. Die Hersteller sind immer noch im alten Schema der Verbrenner-Autos verhaftet und wetteifern mit der Reichweite. Je weiter, umso besser. Das große Vorbild ist Tesla. Die Betonung der Bedeutung der Reichweite schürt jedoch ungewollt die Angst, mit leerer Batterie liegen zu bleiben. Der Fahrer eines E-Autos muss aber nicht gezielt eine Tankstelle ansteuern, wo es für ihn nachts auch schon einmal brenzlich werden könnte. Eine intelligente Auflade-Infrastruktur bietet rund um die Uhr zu vielen Gelegenheiten eine Fülle von unterschiedlichen Möglickeiten und Orte, sein Fahrzeug aufzuladen.
Hinsichtlich der Aufladengeschwindigkeit gibt es drei Möglichkeiten der Aufladung:
Langsames Aufladen
(bis zu 6 Stunden)
zu Hause mit der eigenen Wallbox in der Garage über Nacht
Beschleunigtes Aufladen
(2 - 4 Stunden)
bei der Arbeit
Beschleunigtes Aufladen
(bis zu 2 Stunden)
auf dem Parkplatz des Supermarktes, usw.
Beschleunigtes Aufladen
(bis zu 2 Stunden)
auf öffentlichen Parkplätzen in der Innenstadt, usw.
Schnelles Aufladen
(80 % in 30 bis 40 Minuten mit öffentlichen Schnell-Ladesäulen)
bei Kaffeepausen auf bzw. neben den Fernstraßen
Schnelles Aufladen
(80 % in 20 Minuten)
mit Supercharger von Tesla
Erfahrungsgemäß werden sich in Kürze die Ladezeiten deutlich verringern. Eine solch intelligente Lade-Infrastruktur macht eigentlich sehr große Reichweiten überflüssig, denn während der Erledigung der veschiedensten Tätigkeiten des Alltags gibt es sehr viele Gelegenheiten, sein Fahrzeug aufzuladen. Damit hat das E-Auto die Chance, im Gewicht wieder leichter und im Preis deutlich billiger zu werden.
Diese Bedingungen gelten allerdings nicht für E-Autos, die beruflich ständig und für lange Strecken benutzt werden. Hier hat das Reichweitenargument Gewicht. In Prozent dürfte es sich allerdings um eine kleine, aber nicht unbedeutende Minderheit handeln.
E-Auto und Reichweite
Gerald Balser, 2. August 2019
Jeder, der einmal ein E-Auto fahren durfte, ist begeistert. Eine Beschleunigung wie in einem Sportwagen und dabei absolut leise. Zugegeben, nichts für einen Poser mit Benzingeruch und seinem chrombeladenen Hingucker-Auto und den zwei blank polierten Doppelauspuffrohren. Für einen Normalo, der sich über ein wartungsarmes, kompaktes Auto mit einem überraschend großen Innenraum freut, ist das E-Auto ein Segen. Dennoch, zurzeit ist das E-Auto immer noch eine Marktnische und das liegt wahrscheinlich an seinem hohen Preis oder besser gesagt Listenpreis. Hersteller und Bundesregierung kommen dem Käufer zwar durch satte Nachlässe bzw. Prämien bereits entgegen, aber leider bisher ohne den ganz großen Erfolg.
Ein weiteres Schlüsselproblem ist die aktuell sehr schwere, große und teure Batterie. Die bringt den Hersteller in eine Zwickmühle. Der Kunde verlangt vom E-Auto ähnlich hohe Reichweiten wie vom Benziner. Die vom Kunden gewünschten Reichweiten können jedoch nur in Autos mit einer entsprechend großen Grundfläche erreicht werden, jedenfalls nicht in kleineren Autos. Viele, große Batterien machen schwere Autos jedoch noch schwerer und vor allem sehr teuer. Dabei wird die Bedeutung der Reichweite maßlos überschätzt. Bei einem Verzicht auf die ganz großen Rechweiten, könnten die E-Autos wieder viel kleiner, leichter und billiger, aber auch effizienter werden. Nachteile hielten sich in Grenzen, da große Reichweiten nur in Ausnahmefällen benötigt werden. Normalerweise wird ein Auto über 80 Prozent im Nahbereich gefahren und gerade in den Innenstädten gäbe es die größte Energieersparnis. Ein weiterer Fehler für die bisher misslungene Akzeptanz des E-Autos ist meines Erachtens, das Elektroauto politisch zu propagieren, ohne die notwendige Infrastruktur bereit zu stellen. Zurzeit weiß der Kunde nicht so recht, wo er sein Auto aufladen kann. Die Wallbox ist nur für Eigenheimbesitzer interessant und für diesen außerdem eine zusätzliche Investition.
Anders als beim Benziner, der an einer Tankstelle aufgetankt werden muss, ist das Nachladen mit Strom theoretisch überall möglich. Wer in letzter Zeit in den Niederlanden war, dem wird aufgefallen sein, dass E-Autos auf Parkplätzen am Straßenrand aufgeladen werden und zwar kostenlos und ohne die dort übliche hohe Parkgebühr. Bei guten Hotels sind dort Parkplätze mit Ladestation bereits Standard. Aber auch in Deutschland kommt Bewegung in die Sache. Die ersten Möbelhäuser und Supermärkte bieten bereits auf ihren Parkplätzen während des Einkaufs ein kostenloses Aufladen an. VW arbeitet an mobilen Ladestationen, die wie Dixitoiletten überall hingestellt werden können. Die in Kürze auf den Markt erscheinenden neuen E-Autos können in einer halben Stunde Strom für ca. 250 km laden. Damit könnte das Problem von Reichweiten um die 200 km eigentlich gelöst werden. Diese Leistung würde sogar für eine kurze Rast bei der Urlaubsfahrt ausreichen.
Unsere Hersteller sollten nicht den teuren und eher ausgrenzenden Irrweg der Firma Tesla gehen, die mit ihren sehr großen Reichweiten - sehr erfolgreich - wirbt. Nicht die fehlende Reichweite von 600 km oder gar 700 km ist das eigentliche Problem, sondern die heute noch fehlenden flächendeckenden Möglichkeiten des Aufladens.
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Inhaber und Autor
Dipl. Oec. GERALD BALSER
St. Pete, FL.
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Gerald Balser
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