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Corona und das Automobil –Teil 2
Gerald Balser, 25. Mai 2020
Außergewöhnliche Situationen bringen es an den Tag. Sicher geglaubte Strukturen und Institutionen offenbaren Ihre Schwachstellen. Für die Automobilindustrie kommt die Corona-Krise zur denkbar ungünstigsten Zeit. Vor der Tür steht der Wechsel vom Verbrennungs- zum Elektromotor und dieser muss noch mit den klassischen Verbrennern finanziert werden. Politik und Wirtschaft mussten schmerzlich erfahren, dass in vielen Branchen - und so auch in der Automobilindustrie - die globale Arbeitsteilung zu übergroßen Abhängigkeiten in den Lieferketten und letztlich zum Stillstand der Fließbänder in der Produktion geführt hat. Die Monate März und April haben weltweit zu einem Desaster bei den Neuzulassungen geführt.
Inzwischen wird zwar wieder produziert, aber die Nachfrage springt nicht an. Die Politik spricht von der größten Wirtschaftskrise nach dem 2. Weltkrieg und wundert sich, dass die Konsumenten sich bei solchen Schreckensmeldungen zurückhalten. Dummerweise hat die Branche inkl. Gewerkschaft laut über eine staatliche Kauf- und Abwrackprämien nachgedacht und damit die Käufer zusätzlich in die Warteposition gedrängt. Kritik an der staatlichen Kaufprämie kommt ausgerechnet von den fünf Wirtschaftsweisen (Sachverständigenrat Wirtschaft), die an den Erfolg einer solchen Maßnahme zweifeln. Ich zweifle an dem betriebswirtschaftlichen Sachverstand der soziologisch-volkswirtschaftlich ausgerichteten Professorinnen und Professoren.
Die Umweltpolitik ist aufgeschreckt, weil sie eine staatliche Verkaufsförderung der verhassten, alten Technik befürchtet. Sie glaubt, man werfe damit gutes Geld veralteter, umweltschädlicher Technologie hinterher. Sie vergisst aber, dass gerade die geschmähten Verbrenner den Anschub der E-Autos finanzieren müssen und dass ohne staatliche Verkaufshilfe viele Betriebe der Branche diese existenzielle Krise wahrscheinlich nicht sehr lange überstehen können. Eine Prämie für E-Autos zusätzliche zu der bereits gezahlten Prämie in Höhe von 6.000 Euro halte ich tatsächlich für überzogen. Die neuesten Statistiken lassen demnächst einen steilen Anstieg der Verkaufszahlen der neuen E-Autos vermuten. Die Hersteller werden unter Umständen mit der Produktion kaum nachkommen. Eine zusätzliche Prämie für E-Autos erscheint mir unter diesen Umständen überflüssig. Solllte die Regierung eine staatliche Hilfe anbieten, dann wird sie diese an Bedingungen knüpfen: Keine Dividende und Boni, nur umweltfreundliche Maßnahmen. Die Großen der Automobilindustrie sind gut beraten, auf staatliche Hilfe zu verzichten und über geeignete Verkaufsmaßnahmen, selbst zu entscheiden.
Europa mit seiner langen Automobiltradition hat eine Vielzahl von Marken hervorgebracht, die aber zum größten Teil in erster Linie national bzw. innerhalb Europas aktiv sind. Die Marktführer in den europäischen Ländern sind immer die eigenen Hersteller, also in Italien die Fiat-Gruppe mit ca. 30 %, in Frankreich die französischen Marken Renault, Peugeot und Citroen mit ca. 40 % und in Deutschland natürlich VW & Co. mit ca. 50 %. In Krisenzeiten, wie die von Corona, dürfte der europäische Markt nicht für alle ausreichen und als Folge könnte es zum Markensterben kommen. Gefährdet sind vor allem die französischen und italienischen Marken. Global besser aufgestellt sind dagegen die deutschen Hersteller und ihre ausländischen Töchter.
Der durch Corona ausgelöste Zwang zum Sparen wird die Vertragshändler treffen. Die Vorteile des Online-Handels sind in der Corona-Krise drastisch zu Tage getreten. Als hätte man es geahnt, hat VW bereits ein neues Vertriebskonzept mit seinen Händlern verabredet. Dabei soll der stationäre Handel mit dem Onlinehandel verknüpft werden. Beginnen wird das neue System mit dem vollelektrischen ID.3. Verkauft wird über ein hauseigenes Online-Portal. Die Auslieferung und die Übergabe des ID.3 sowie die Inzahlungnahme des Gebrauchtwagens bleiben bei den Händlern, natürlich auch der Kundenservice, die Werkstätten und die Kundenberatung.
ID. Store
Damit noch nicht genug. Volkswagen begleitet die bevorstehende Markteinführung des vollelektrischen ID.3 mit der Eröffnung von ID. Stores in deutschen Städten. In Dresden wurde bereits der erste ID. Store in der Gläsernen Manufaktur eröffnet. In den nächsten Wochen kommt im Werksviertel in München ein weiterer ID. Store als temporäres Pop-Up-Konzept dazu. VW geht mit den ID. Stores neue Wege bei der Präsentation von Fahrzeugen. Die flexibel einsetzbaren und im neuen Branddesign gestalteten ID. Stores bieten Interessierten die Möglichkeit, sich zum ID.3 und rund um das Thema E-Mobilität bei Volkswagen zu informieren. Besucher des täglich geöffneten ID. Store in Dresden können den neuen ID.3 in „virtuellen Räumen“ kennenlernen und nach geplanten Vorverkaufsstart ab dem 17. Juni auch konfigurieren. Neueste Fahrzeugtechnologien werden multimedial vorgestellt und interaktive Programme führen durch die elektrische Zukunft von Volkswagen. Bestellen können Kunden ihren ID.3 dann beim Wunschhändler in ihrer Nähe. In Zukunft sind auch online Bestellungen möglich. Holger B. Santel, Leiter Vertrieb & Marketing Deutschland der Marke Volkswagen Pkw, erläutert: „Wir haben mit dem Start der ID. Stores vor allem besucherstarke Standorte im Fokus, an denen wir das Thema E-Mobilität für alle begeisternd darstellen. Wir wollen so neue Kundengruppen erschließen und damit die Händler unterstützen.“
Damit wären wir beim Thema Listenpreis angekommen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass wahrscheinlich kein einziger Käufer von Autos diesen noch bezahlt. Die meisten Händler locken mit deutlich niedrigeren Hauspreisen, die dann aber kaum noch verhandelbar sind. Welche Rolle wird der Listenpreis auf dem VW-Onlineportal spielen? Da der Händler bei diesem Vertriebssystem nur noch mit einer Art Vermittlungsprovision beteiligt wird, bestimmt VW selbst den Verkaufspreis. Der müsste aber auch deutlich unter dem Listenpreis liegen. Man darf gespannt sein.
Inhaber und Autor
Dipl. Oec. Gerald Balser
St. Pete, FL, Oktober 2016
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