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Alternative Wasserstoff?
Gerald Balser, 25. Januar 2020
Für VW ist die Lage eindeutig. Die Zukunft des Automobils ist elektrisch. Andere Hersteller sind sich da gar nicht so sicher, zumal die Probleme mit der Reichweite und der Schnelligkeit des Aufladens des E-Autos gegenwärtig noch nicht gelöst sind. Toyota experimentiert bereits seit vielen Jahren an der Alternative Wasserstoff und brachte 2015 mit dem Toyota „Mirai“ als erster Hersteller ein Serienfahrzeug auf den deutschen Markt. Mirai heißt übersetzt Zukunft. Der Produktname ist wohl eher Wunsch als Wirklichkeit, denn bis September 2019 wurden lediglich 10.000 Mirai produziert und in Europa gerade einmal 500 Exemplare verkauft. Warum eigentlich? Die Vorteile dieser Technik gegenüber dem E-Auto sind überzeugend. Daran glaubt offensichtlich auch Toyota immer noch und stellt dies mit der Entwicklung einer ganz neuen Generation unter Beweis. Der Mirai II wird 2020 als sehr elegantes Oberklassefahrzeug mit einer Fahrzeuglänge von über 5 m auf den Markt kommen.
Die Unterscheidung in „E-Auto und Wasserstoff-Auto“ ist nicht ganz korrekt. Beide Autos sind Elektroautos und beide Autos kommen folglich ohne Batterie nicht aus. Der Unterschied liegt in der Art, wie der elektrische Strom zum Elektromotor kommt. Die einfachste, weil direkteste Technik, besitzt das reine Elektroauto (EV = Electric Vehicle). Die von außen aufladbare Batterie führt den Strom ohne Verluste direkt zum Motor. Deutlich komplizierter wird es beim Wasserstoffauto. Wie Autos mit Verbrennungsmotoren besitzen sie einen Tank, allerdings nun für Wasserstoff. Die Brennstoffzelle (Fuel Cell Block) wandelt den zugeführten Wasserstoff mit Hilfe einer chemischen Reaktion emissionsfrei in elektrische Energie um und lädt die Batterie auf. In den USA wird dieses Auto, das sich seinen Strom selbst produziert, deshalb Brennstoffzellenauto (FCEV = Fuel Cell Electric Vehicle) genannt. Bei einem normal großen Tank erzielt das Wasserstoffauto Reichweiten, die mit einem Benziner bzw. Diesel vergleichbar sind. Reichweiten- bzw. Batterieprobleme gibt es beim Wasserstoffauto also nicht.
An diese großen Vorteile des Wasserstoff-Autos glaubt auch der Hersteller aus Südkorea Hyundai. Seit 2018 bietet er weltweit den „Nexo FC“ an. Aber auch mit diesem neu entwickelten Wasserstoff-Auto wiederholten sich die bösen Erfahrungen Toyotas mit dem Mirai. In Deutschland wurden 2019 lediglich 140 Nexo zugelassen. Bei solch kleinen Stückzahlen ist eine Vollkostenrechnung unmöglich. Die stolzen 69.000 € für die Basisversion des in den Abmessungen mit dem VW Tiguan Allspace vergleichbaren SUV sind nicht einmal seriös kalkuliert, sondern dem erhofften Marktniveau angepasst. Zu den Schnäppchen zählt dieses SUV natürlich nicht. Auf Dauer wird Hyundai diesen Preis nicht halten können. Hinter den Kulissen hört man, dass es bereits 2020 eine saftige Preiserhöhung geben wird.
Unter diesen Umständen wundert es mich schon, woher Mercedes den Mut für den Bau des GLC Fuel Cell nimmt. Es fällt auf, dass Mercedes die Markteinführung und letztlich auch die Auslieferung immer wieder verschiebt. Dabei kaufen kann der Interessant den GLC Fuel Cell sowieso nicht, sondern lediglich für 799 € im Monat mieten. Mercedes will dem Kunden damit die Angst vor der Ungewissheit nehmen, wie sich die neue Technologie im Alltag bewährt und wie sich die Restwerte entwickeln.
Diese Angst ist berechtigt, denn bei den vielen überzeugenden Vorteilen dieser Technologie, gibt es mindestens ebenso viele Nachteile: Wasserstoff gibt es nur an Tankstellen, der Platzbedarfs für die Technik entspricht dem des Verbrenners. Das größte Problem aus ökologischer Sicht, auch wenn man davon ausgeht, dass der Wasserstoff ausschließlich mit alternativer Energie hergestellt wird, sind die hohen Umwandlungsverluste von ca. zwei Drittel der Ursprungsenergie. Das Haupthindernis dürfte jedoch der durch die aufwendige Technik begründete hohe Fahrzeugpreis des Wasserstoffautos sein, den man auch bei einer Massenherstellung nicht signifikant drücken könnte.
Unter den beschriebenen Umständen hat das Wasserstoffauto als Löser des Problems "Auto der Zukunft" im Moment kaum eine Chance. Es geht aber nach meiner Meinung nicht um das „Entweder-oder“, die Lösung ist das „Und“. Bei großen, teuren PKWs und insbesondere bei LKWs, Eisenbahnen und Schiffen wäre die Brennstoffzelle - im Gegensatz zum reinen E-Motor – wirtschaftlich und gut zu handhaben. Eine pfiffige Idee für die erweiterte Verwendung der Brennstoffzelle scheint die Firma Bosch zu haben. Der schwäbische Elektroriese und Autozulieferer arbeitet an der Entwicklung stationärer Brennstoffzellen, die in dezentralen Kraftwerken in Städten, Fabriken, Rechenzentren, usw. und beim Betreiben von Ladesäulen für E-Autos zum Einsatz kommen.
Inhaber und Autor
Dipl. Oec. Gerald Balser
St. Pete, FL, Oktober 2016
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