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Auf zur fröhlichen Elektro-Jagd!
Gerald Balser, 10. August 2019
Seit bereits einigen Jahren, versucht die Politik, getrieben durch den hyperaktiven, internationalen Umweltschutz, das Elektroauto populär zu machen, vergeblich. Da halfen auch keine staatlichen Prämien. Ein schlechtes Umweltgewissen alleine kauft noch kein E-Auto. Allein die Marke Toyota entschied sich vor einigen Jahren für den Elektromotor, zwar nicht in der reinen Form, aber immerhin als Hybridversion. Man hatte keinen konkurrenzfähigen Diesel im Angebot. MIt der Schadstoffreduzierung wurde erst viel später geworben.
Das reine Elektroauto (Electric Vehicle = EV) ist keine Erfindung unserer Zeit. Elektroautos standen bereits am Anfang der Entwicklung des Automobils in Konkurrenz zum Auto mit Verbrennungsmotor, wurden von diesem aber sehr bald verdrängt und fanden ihre Nischen lediglich im Nahverkehr oder z. B. innerhalb großer Betriebsgelände und auf autofreien Inseln. Knackpunkt war die geringe Reichweite von Elektroautos. Noch immer sind reine Elektroautos auf dem deutschen Markt richtige Exoten. Mit Ausnahme von BMW mit dem i3 vermieden die deutschen Hersteller anfangs den Aufwand einer Neuentwicklung und versuchten es - wie z. B. VW mit dem e-Golf bzw. Mercedes und dem B 250e - mit vorhandenen Serienfahrzeugen.
Die Situation heute ist eine andere. Die deutschen Automobilhersteller, insbesondere VW, glänzen inzwischen mit einer Fülle speziell entwickelter z. T. serienreifer E-Autos in den unterschiedlichsten Klassen auf Automobilmessen und in den Medien. Und die Chancen für einen erfolgreichen automobilen Neubeginn stehen gut, denn dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen und dass die Massenherstellung von bezahlbaren E-Autos für den Normalverdiener gelernt sein will, musste der hochgelobte Newcomer Tesla erfahren, der ganz gewaltige Schwierigkeiten mit der Produktion seines neuen "Model 3" hatte. Es ist leicht, teure Luxusautos mit Elektromotor zu bauen, aber die Luft wird dünn, wenn es darum geht, ein für die Masse der Autofahrer modernes, technisch hochwertiges, aber dennoch bezahlbares E-Auto anbieten zu können. Dies ist das Revier der etablierten Massenhersteller. Die Gelegenheit für VW & Co., verschenkte Zeit aufzuholen und sich wieder in Position zu bringen. Unter den deutschen Autobauern zeigt sich VW besonders ehrgeizig. Erklärtes Ziel ist es, nicht nur mit dem traditionellen Verbrennungsmotor, sondern auch bei den zukünftigen Elektroautos Nummer 1 in der Welt zu werden. Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht, denn VW als Massenhersteller wird auch in der Anlaufphase der Produktion neuer E-Autos - schon allein aufgrund seiner führenden Stellung auf dem größten Automarkt China - mit großen Stückzahlen beginnen können. Mit der neuen Strategie "Transform 2025+" plant VW ab Anfang 2020 weltweit eine Elektro-Offensive unter der neuen Sammelbezeichnung "I.D." auf Basis einer vollkommen neuen elektrischen Fahrzeugarchitektur (MEB) und mit einer Reichweite von 300 km bis zu 600 km.
Den Auftakt macht der neue VW ID.3, ein reines E-Auto der Kompaktklasse zu einem Preis von ca. 30.000 Euro, der Anfang 2020 bei den Händlern stehen wird. Die begeisternden Vorabinformationen von VW und die ersten Fahrberichte in den Autozeitungen haben für einen schnellen Verkauf der First Edition gesorgt. Ausgeliefert wird dieses Auto aber erst Mitte des nächsten Jahres. Mit dem Jahr 2021 geht es bei VW Schlag auf Schlag weiter. Jeder aktuelle Benziner soll ein elektrisches Gegenstück erhalten. Unterstützt wird die E-Offensive durch den Aufbau einer eigenen Auflade-Infrastruktur und dem Versprechen einer Aufladung von 250 km innerhalb einer halben Stunde. Aufgeladen werden kann während des Einkaufs im Supermarkt bzw. während einer Kaffeepause auf der Autobahn. Damit verlöre die Batterie ihre Schrecken. Sobald das E-Auto seine Stärken - ohne die bisherigen Batterienachteile - ausspielen kann. Außerdem, sobald das E-Auto beginnt, für den Käufer finanziell attraktiv zu werden, bedarf es keiner Überredung bzw. Gängelung mehr. Das Elektroauto hat sogar das Zeug, die Preisspirale zu stoppen. Beim E-Auto fallen nicht nur viele und teure Autoteile weg, der wartungs- und verschleißfreie, dazu deutlich kleinere Motor mit nur wenigen Einzelteilen könnte das E-Auto sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb deutlich verbilligen. Diese Vorteile müssen leider mit dem Wegfall von Arbeitsplätzen und des technischen Vorsprungs der deutschen Hersteller und Zulieferer bezahlt werden. VW könnte mit seiner E-Offensive eine E-Lawine auslösen und eine schnelle Bereitstellung der teuren E-Infrastruktur bei zu erwartenden Steuerausfällen notwendig machen. Ob unsere Regierung darauf vorbereitet ist?
Aber wie sieht es aktuell mit dem Angebot von E-Autos auf dem deutschen Markt aus? Die Mehrheit sind immer noch umgewandelte Benziner, die inzwischen als veraltet gelten. Sie stammen aus der Zeit, als die Hersteller glaubten, die Entwicklung verhindern zu können und sich widerwillig zu einem Angebot gezwungen sahen. Zur Überraschung erscheinen solche E-Autos auch heute noch auf dem Markt, z. B. der Mini Cooper SE. Im besten Falle sind diese Modelle eine kurzfristige Zwischenlösung, aber eher ein Zeichen dafür, dass man der Entwicklung hinterher hinkt. Diese Mutanten haben nicht die großen und zahlreichen Systemvorteile, die neu konzipierte, moderne E-Autos bieten. Dabei sind sie preislich noch nicht einmal günstiger. Durch den kleinen Motor und die vielen wegfallenden Teile, sind die Konstrukteure in der Lage, die Radstände und damit die Innenräume der modernen E-Autos auf das Niveau der nächst höheren Klasse zu bringen. Ein gegenüber dem traditionellen Auto höherer Preis wäre schon allein deshalb gerechtfertigt. Mit dem Erscheinen der modernen E-Autos werden die Tage der umgebauten Benziner gezählt sein.
Zu E-Autos umgebaute Benziner
Marke | L/B/H (m) | Leistung (PS) | Verbrauch (kWh) | V-max (km/h) | Beschleu-nigung | Lith-Ion (kWh) | Reichweite (km) | Basispreis (Euro) |
Smart Fortwo | 2,70 | 82 | 12,9 | 130 | 11,5 | 17,6 | 160 | 21.940 |
Mini Cooper SE | 3,28 1,73 1,41 | 184 | 13,2 | k.A. | 7,3 | 33,0 | 235 | 32.500 |
Smart Forfour | 3,50 | 82 | 13,1 | 130 | 12,7 | 17,6 | 155 | 22.600 |
Seat Mii electric | 3,56 | 83 | k.A. | 130 | k.A. | 36,8 | 260 | k.A. |
Skoda Citigo iV | 3,60 | 83 | k.A. | 130 | 12,5 | 36,8 | 265 | k.A. |
VW e-up! | 3,60 | 82 | 11,7 | 130 | 12,4 | 18,7 | 160 | 22.975 |
Peugeot e-208 | 4,05 | 136 | 16,9 | 150 | 8,1 | 50,0 | 340 | 30.450 |
Opel Corsa-e | 4,06 | 136 | 17,0 | 150 | 8,1 | 50,0 | 330 | 29.900 |
Peugeot e-2008 | 4,16 1,74 1,56 | 136 | 13,6 | 183 | 10,6 | 50,0 | 310 | k.A. |
Kia e-Soul | 4,20 1,80 1,61 | 136 204 | 15,6 15,7 | 157 167 | 9,9 7,9 | 39,2 64,0 | 276 452 | 33.990 37.790 |
VW e-Golf | 4,26 | 136 | 12,7 | 150 | 9,6 | 35,8 | 200 | 35.900 |
Neu konzipierte E-Autos
Marke | L/B/H (m) | Leistung (PS) | Verbrauch (kWh) | V-max (km/h) | Beschleu-nigung | Lith-Ion (kWh) | Reichweite (km) | Basispreis (Euro) |
Citroen C-Zero | 3,48 1,48 1,61 | 67 | 17,0 | 130 | 15,9 | 14,5 | 100 | 21.800 |
e-Honda | 3,90 k.A. k.A. | 150 | k.A. | k.A. | k.A. | 35,5 | 200 | k.A. |
BMW i3 | 4,00 1,78 1,58 | 150 160 | 13,1 14,0 | 150 160 | 7,3 6,9 | 42,2 42,2 | 310 285 | 38.000 41.600 |
Renault Zoe | 4,08 | 92 | 17,9 | 135 | 13,2 | 41,0 | 168 | 34.100 |
Opel Ampera-e | 4,17 | 204 | 16,5 | 150 | 7,3 | 60,0 | 423 | 42.990 |
VW ID.3 | 4,25 | 170 | k.A. | 180 | k.A. | 45,0 | 330 | 30.000 |
Nissan Leaf | 4,49 | 150 | 20,6 | 157 | 7,9 | 40,0 | 270 | 36.800 |
Jaguar i-Pace | 4,68 1,89 1,57 | 400 | 21,2 | k.A. | 4,8 | 90,0 | 480 | 79.450 |
Tesla Model 3 | 4,69 | k.A. | k.A. | 225 | 5,6 | k.A. | 560 | 44.500 |
Mercedes EQC | 4,76 1,88 1,62 | 408 | 19,7 | 180 | 5,1 | 80,0 | 471 | 71.281 |
Audi e-tron | 4,90 1,94 1,63 | 408 | 22,6 | 200 | 5,8 | 95,0 | 417 | 80.900 |
Tesla Model S | 4,98 | 332 | k.A. | 250 | 4,2 | 100,0 | 450 | 78.300 |
Tesla Model X | 5,04 | k.A. | k.A. | 250 | 4,8 | 100,0 | 375 | 82.200 |
Die beiden koreanischen Marken Hyundai und Kia gehen mit ihren Modellen Kona, Niro und Ioniq einen dritten Weg. Diese Modelle wurden von vornherein als Verbrenner, Hybrid- und Elektroautos konzipiert, eine Straegie mit Hintertürchen. Sollten die Erwartungen an das E-Auto sich nicht erfüllen, dann lässt man den E-Motor wieder in der Versenkung verschwinden. Der schlaue Kompromis wird allerdings mit einer Verschlechterung des Verhältnisses der Außenabmessungen zum Innenraum bezahlt.
Neu konzipierte E-Autos in Kombination mit Verbrenner und Hybrid
Marke | L/B/H (m) | Leistung (PS) | Verbrauch (kWh) | V-max (km/h) | Beschleu-nigung | Lith-Ion (kWh) | Reichweite (km) | Basispreis (Euro) |
Hyundai Kona | 4,17 1,80 1,56 | 136 | 13,9 | 167 | 9,7 | 39,2 | 312 | 34.600 |
Kia Niro | 4,38 1,81 1,56 | 136 204 | 15,3 15,9 | 155 167 | 9,8 7,8 | 39,2 64,0 | 289 455 | 35.290 39.090 |
Hyundai Ioniq | 4,47 1,82 1,45 | 136 | 12,3 | 155 | 9,9 | 28,0 | 280 | 33.300 |
AUTOMOBILMARKT DEUTSCHLAND |
www.automobilmarktdeutschland.de |
Inhaber und Autor
Dipl. Oec. GERALD BALSER
St. Pete, FL, Oktober 2016
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Neue Gliederung. Noch Informativer, noch aktueller.
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