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E-Auto oder Wasserstoff-Auto?
Gerald Balser, 17. Oktober 2019
VW ID.3
Wenn man die diesjährige Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt am Main zum Maßstab nimmt, dann haben sich international die Automobilhersteller bereits für das Elektroauto entschieden. Der IAA-Besucher musste regelrecht auf die Suche gehen, um sich ein Wasserstoffauto anzuschauen. Die wenigen Anbieter, nämlich Toyota mit dem Mirai, Hyunday mit dem Nexo und Mercedes mit dem GLC Fuel Cell, haben ihre Modelle - zu bescheiden - regelrecht versteckt. Im Vordergrund standen eindeutig die neuen und zukünftigen E-Autos.
Toyota Mirai
Die Unterscheidung „E-Auto oder Wasserstoff-Auto“ ist nicht ganz korrekt. Beide Autos sind Elektroautos und beide Autos kommen folglich ohne Batterie nicht aus. Der Unterschied liegt in der Art, wie der elektrische Strom zum Elektromotor kommt. Die einfachste, weil direkteste Technik besitzt das reine Elektroauto (EV = Electric Vehicle). Die von außen aufladbare Batterie führt den Strom ohne Verluste direkt zum Motor. Deutlich komplizierter wird es beim Wasserstoffauto. Wie Autos mit Verbrennungsmotoren besitzen sie einen Tank, allerdings nun für Wasserstoff. Eine Brennstoffzelle (Fuel Cell Block) wandelt den zugeführten Brennstoff mit Hilfe einer chemischen Reaktion emissionsfrei in elektrische Energie um und lädt die Batterie auf. In den USA wird dieses Auto, das sich seinen Strom selbst produziert, deshalb Brennstoffzellenauto (FCEV = Fuel Cell Electric Vehicle) genannt. Bei einem normal großen Tank erzielt das Wasserstoffauto Reichweiten, die mit einem Benziner bzw. Diesel vergleichbar sind. Reichweiten- bzw. Batterieprobleme gibt es beim Wasserstoffauto also nicht. Warum fristet die Technologie aber so ein kümmerliches Dasein?
Wie im richtigen Leben sollte man immer abwägen. Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Ein Vorteil des E-Autos gegenüber dem Wasserstoffauto ist z.B., dass man Strom theoretisch überall bekommt, Wasserstoff aber nur an Tankstellen. Auch hinsichtlich des Platzbedarfs für die Technik gibt es beim Wasserstoffauto keinen Vorteil. Das größte Problem aus ökologischer Sicht, auch wenn man davon ausgeht, dass der Wasserstoff ausschließlich mit alternativer Energie hergestellt wird, sind die hohen Umwandlungsverluste von ca. zwei Drittel der Ursprungsenergie. Das Haupthindernis dürfte jedoch der durch die aufwendige Technik begründete hohe Fahrzeugpreis des Wasserstoffautos sein, den man auch bei einer Massenherstellung nicht signifikant drücken könnte.
Aber auch beim von VW favorisierten reinen Elektroauto ist nicht alles Gold, was glänzt. Das Konzept „reines Elektroauto“ geht nur dann auf, wenn die Probleme mit der Batterie bald gelöst werden, denn diese sind immer noch zu teuer, zu schwer und zu groß. Für eine auch nur annähernd befriedigende Reichweite, benötigt man riesige Batterien und die wiederum benötigen die Grundfläche eines Oberklassemodells. Kleinwagen taugen konzeptionell lediglich für den Nahverkehr. Die Herstellung der großen Lithium-Ionen-Batterien beansprucht eine Unmenge an kostbaren und sogar seltenen Rohstoffen, die ausgerechnet in China bzw. in unterentwickelten Ländern unter schlimmen Arbeitsbedingungen gewonnen werden. Bei dem augenblicklichen Strom-Mix in Deutschland ist die Umweltbilanz von E-Autos mehr als fraglich. Inzwischen gibt es die ersten guten Nachrichten. Toyota sei der Durchbruch bei der Feststoffbatterie (ohne Flüssigkeit) gelungen. Auch die Nachricht, VW stehe kurz davor, die Probleme niedriger Reichweiten zu lösen, lässt hoffen. Die pfiffige Idee, sein geparktes E-Auto bei fest installierten Ladestationen aufzuladen, während man entspannt einkauft, wird VW demnächst in Partnerschaft mit den Handelsketten Lidl und Kaufland in Berlin umsetzten. Außerdem wird VW in Kürze mobile Aufladestationen, die unabhängig vom vorhandenen Stromnetz und dessen Belastung, wie Dixi-Toiletten überall verteilt und ausgetauscht werden können, flächendeckend einführen.
Die Entscheidung von VW für das E-Auto war allerdings keine Reaktion auf die Wünsche der deutschen Kunden, sondern war der Abhängigkeit von VW vom chinesischen Markt geschuldet. Die chinesische Regierung will mit der politischen Favorisierung des E-Autos keinesfalls die globale Umwelt retten, sondern lediglich das Verschwinden seiner Megastädte im Smog verhindern. Außerdem hätten die chinesischen Automobilhersteller mit der neuen Technologie endlich die erhofften internationalen Marktchancen. Verschärfend hinzu kommen noch die hohen politischen Anforderungen der EU auf die flottenbezogenen Emissionswerte, die strengsten Grenzwerte weltweit und die haben sich die Europäer selbst gesteckt. Ohne den Elektromotor sind diese in der geforderten kurzen Zeit gar nicht zu erreichen.
Unter den beschriebenen Umständen hat das Wasserstoffauto als Löser des Problems "Auto der Zukunft" im Moment politisch kaum eine Chance. Es geht aber nach meiner Meinung nicht um das „Entweder-oder“, die Lösung ist das „Und“. Beide Konzepte haben Vor- und Nachteile und befinden sich noch in einem Entwicklungsprozess. Sollte es bei einem eventuellen Wegfall der Dieselsubventionen zu einer deutlichen Verteuerung des Diesels kommen und dadurch letztlich zu einem größeren Wegfall des Angebots an Dieselfahrzeugen, könnte Diesel an der Tankstelle ohne allzu großen Aufwand durch Wasserstoff ersetzt werden. Der Automobilhersteller Daimler AG und der Gas- und Technologie-Konzern Linde AG wären darauf vorbereitet und könnten die Umstellung rasch übernehmen. Aber bereits heute wäre eine Art Aufgabenverteilung ratsam. Bei großen, teuren PKWs und insbesondere bei LKWs und Schiffen könnte man sich auf die Brennstoffzelle (hier hat man auch noch genügend Zeit) und bei allen anderen Fahrzeugen sollte man sich auf den reinen Elektromotor konzentrieren.
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Inhaber und Autor
Dipl. Oec. GERALD BALSER
St. Pete, FL, Oktober 2016
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