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Verkehrswende
Gerald Balser, 7. Oktober 2020
Nach schmerzlich überstandenen Diktaturen genießen die Bürger Deutschlands die Früchte der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Die Rechte des Einzelnen stehen im Vordergrund und werden nicht leichtfertig zugunsten eines Gemeinwohls geopfert. Der von uns bevorzugte Individualismus hat inzischen alle Bereiche unserer Gesellschaft durchdrungen, so auch unser Verkehrswesen.
Für viele, viele Jahre war das Auto Sinnbild der individuellen Freiheit, des Deutschen liebstes Kind. Die deutsche Autobahn war Vorbild für andere Länder, sogar für die USA. Wolfsburg war die erste autogerechte Stadt mit autobahnähnlichen innerstädtischen Straßen. Prächtige Alleen wurden der Verkehrssicherheit geopfert. Aus freien Flächen in der Innenstadt wurden Parkplätze.
Der öffentliche Verkehr verlor mit der stärkeren individuellen Mobilität immer mehr an Bedeutung. Nebenstrecken der Eisenbahn wurden unrentabel und still gelegt. Fernstrecken bekamen Konkurrenz durch das schnelle Flugzeug. Die deutsche Entwicklung Transrapid, eine Magnetschwebebahn, sollte den Fernreisenden mit einer angestrebten Geschwindigkeiten von nahezu 500 km/h vom Flugzeug weglocken. Nach vielen Milliarden an Investitionen in diese hochmoderne Technik verlor man den Glauben an die Machbarkeit der gewünschten sehr hohen Geschwindigkeit und gab auf. Dabei hätte selbst eine vergleichbare Geschwindigkeit zum ICE (300 km/h) völlig ausgereicht und die marode Schiene maßgeblich entlasten können. Investitionen in Modernisierung der Eisenbahn blieben gleichzeitig weitgehend aus.
Dem öffentlichen Busverkehr erging es auch nicht viel besser. Nur wer nicht anders konnte, benutzte den Bus, selbst innerhalb der Stadt. Hinsichtlich des Publikums bekam der Bus ein negatives Image. Eltern fuhren ihre Kinder lieber mit dem Auto zur Schule und zum Sport. Das Fahrrad war mit Ausnahme Norddeutschlands keine Alternative. Eigene Fahrradwege gab es nicht, wenn doch dann mussten die Fahrradfahrer sich den Weg mit den Fußgängern teilen.
Freie Fahrt für freie Bürger. Noch heute ist das Auto das mit weitem Abstand bevorzugte Verkehrsmittel und hat auf den Autobahnen unlimitierte, freie Fahrt, als einziges Land der Erde. Na, ja, wenigstens auf dem Papier. So ganz überraschend ist die Bevorzugung des Autos nicht, wenn man bedenkt, dass die so erfolgreiche deutsche Automobilindustrie zu einem sehr großen Teil für unseren Wohlstand verantwortlich ist. Und den will eigentlich niemand so gerne aufgeben.
Viele Jahre war diese Verkehrspolitik allgemeiner Konsens. Erst das Thema Erderwärmung brachte den Stein ins Rollen. Der Hauptverursacher für die gesamte Misere war schnell ausgemacht: das Auto. Die Bewegung war noch in den Anfängen und hatte wenige Anhänger. Sie wurde in Deutschland nicht ernst genommen. Erst auf der europäischen Ebene bekam die Idee Schwung. Es wuchs die Erkenntnis, die Emissionen des Verbrennermotors sind nicht nur verantwortlich für die Erderwärmung, sondern sogar gesundheitsschädlich. Europäische Grenzwerte für Emissionen wurden eingeführt.
Die Autoindustrie sah zunächst keine Probleme und machte sich an die Arbeit. Nun begann das Spiel Hase und Igel. Sobald die Grenzwerte erreicht waren, wurden sie sofort wieder verschärft. Technisch ist fast alles möglich, sehr bald stellt sich aber die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Der Diesel wäre für eine Erfüllung der neuen Grenzwerte einfach zu teuer geworden. Man glaubte nicht an die Möglichkeit einer Weitergabe der hohen Kosten an den Käufer. Die deutsche Autoindustrie hätte laut aufschreien und evtl. mit Werksschließungen drohen müssen. Man blieb aber leise und glaubte, listenreich sein zu dürfen. Aus der Sicht der Industrie war diese Entscheidung viele Jahre richtig. Per Zufall entdeckte ein amerikanischer Ingenieur das Missverhältnis der Emissionen zwischen Werksangabe und der Fahrt auf der Straße. Der Betrug flog auf. VW hat diese List in den USA sehr viel Milliarden Euro gekostet und den Ruf der Marke fast ruiniert. Für den Umweltschutz dagegen war der Dieselskandal ein glücklicher Umstand. Die Moral war auf ihrer Seite.
Manchmal kommt es anders als man denkt. Ausgerechnet der Dieselskandal wurde zur Wende im Automobilbau und VW zum Vorreiter der E-Mobilität. Der Umweltschutz hätte eigentlich triumphieren können. Dass deren große Freude ausblieb, ist eigentlich entlarvend. Dem Umweltschutz geht es bei der Verkehrswende offensichtlich nicht um E-Auto anstatt Verbrenner. Der Umweltschutz will eine grundsätzliche Wende: weg vom Individualverkehr und dem Auto, hin zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Idee liegt der ideologische Grundsatz „Gemeinwesen geht vor Individualismus“ zugrunde. Kommt mir sehr bekannt vor. Soll dieser Grundsatz funktionieren, braucht es viele Regeln und Verbote. Die ideologische Ungeduld treibt zudem die Verkehrsteilnehmer in fehlerhafte Systeme bei gleichzeitiger Aufgabe des Funktionierenden. Das Chaos ist vorprogrammiert.
Aktuell fordert die Vorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, den Weiterbau der letzten 35 km der A 49 von Kassel nach Gießen zu stoppen. Die Trasse führt einige Kilometer durch den Dannenröder Forst bzw. dem benachbarten Herrenwald. Obwohl zugesichert wurde, die Abholzung mit Wiederaufforstung sogar über zu kompensieren, gehen die massiven Proteste weiter. Die inzwischen in vielen Bundesländern, so auch in Hessen, mitregierenden Grünen sitzen in der Zwickmühle. Fridays für Future ist der große Nutznießer. Ziel der Umweltschützer, aber auch vieler Grüner ist es, den Weiter- bzw. Neubau von Autobahnen gänzlich zu stoppen und dagegen den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel stärker zu fördern. Da ist er wieder der alte Fehler. Die Leute in die Bahn drängen, ohne genügend Kapazität zu haben, aufs Fahrrad setzen, bei Fehlen der notwendigen Fahrradwege, usw. Dieses Verhalten ist typisch für eine Oppositionspartei, die ihren Anhängern alles verspricht, aber nichts beweisen muss und nicht für eine Partei, die vielfach in Regierungsverantwortung steht und demnächst den Kanlzer bzw. die Kanzlerin stellen möchte.
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