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Zeitalters des E-Autos: Tesla oder VW?
Gerald Balser, 22. Februar 2020
Der VW-Vorstandsvorsitzende, Herbert Diess, hat das Jahr 2020 als den Beginn des elektrischen Zeitalters des Automobils in Deutschland erklärt. Mitte dieses Jahres startet VW seine Marktoffensive mit der rein elektrischen Golf-Alternative, dem VW ID.3. Dank des von VW entwickelten "Modularen E-Antriebs-Baukastens" (MEB) werden in kurzen Abständen weitere reine E-Modelle als Alternativen zu den klassischen Erfolgsmodellen auf den Markt kommen. Die E-Autos sollen die Verbrenner natürlich nicht ersetzen, jedenfalls nicht kurzfristig. VW kann nun aber in Ruhe die Entwicklung abwarten und die scheint tatsächlich elektrisch zu sein.
Die Kampfansage von VW zielt eindeutig auf den weltweiten Marktführer bei E-Autos Tesla. Der immer noch verhältnismäßig kleine Hersteller aus Kalifornien kann als der Pionier und Wegbereiter des E-Autos bezeichnet werden. Tesla hatte als "nobody" den Mut, viel Geld in eine damals winzige und sehr risikoreiche Nische zu investieren. Typisch für das Sillicon Valley und auch für die Marke Tesla ist die Innovationsfreude, gepaart mit einer technischen Brillanz. Bereits vor Jahren versetzte der Newcomer Tesla die Fachwelt mit den kaum fassbar langen Reichweiten von bis zu 600 km in allgemeines Erstaunen. Inzwischen produziert Tesla seine eigenen Power-Batterien und verwendet auch seine eigene Auto-Software. Damit eilt Tesla erneut seinen großen Konkurrenten um Meilen voraus und ist im Gegensatz zu diesen inzwischen von den mächtigen Zulieferern unabhängig.
VW versucht, diesen Weg ebenfalls zu gehen. Ich weiß nicht warum, aber ich bekomme leichte Bauchschmerzen bei dem Gedanken, denn die Attribute Beweglichkeit, Schnelligkeit und Vorausschau waren bisher nicht gerade markentypisch für VW. Der neue CEO, Herbert Diess, macht mir allerdings Mut. Er hat es geschafft, die stolze Nummer 1 in der Welt runter vom hohen Ross zu bekommen, den Dieselskandal zu überwinden und sich die kleine Tesla zum Vorbild zu nehmen. Nun glänzt auch der neue VW ID.3 mit sehr hohen Reichweiten. Ebenfalls nach dem Vorbild von Tesla ist VW dabei, für alle E-Autos des Konzerns eine eigene Lade-Infrastruktur aufzubauen. Aber irgendwie erinnert mich das alles an die Geschichte vom Hase und Igel. Das leistungsstarke Spitzenmodell des Tesla Model 3 kommt mit einer 53-kWh-Batterie aus. VW hat in dem Spitzenmodell seines ID.3, bei deutlich weniger Leistung, eine 77-kWh-Batterie eingebaut. Anscheinend hat Tesla mit seinen selbst entwickelten Batterien wieder einmal einen riesigen Leistungsvorsprung vor der Konkurrenz. Der seit 2019 installierte Supercharger V3 hat die Zeit für eine Aufladung erneut verkürzt. Teslas Model 3 kann daran mit 250 kW Spitzenleistung laden und damit in 5 Minuten ausreichend Strom für 120 Kilometer Reichweite nachladen. Da müssen sich VW & Co. noch gehörig strecken.
Inzwischen ist in ganz Europa der Markt für E-Autos in Bewegung geraten. Alle Hersteller haben die Jagd auf Tesla eröffnet. Die Reichweiten ihrer E-Autos wurden enorm verbessert, die Preise dennoch weitestgehend stabil gehalten. Die Regierungen unterstützen diese Entwicklung aus umweltpolitischen Gründen und haben die Prämien für E-Autos nochmals erhöht.
Selbst kleine Stadtflitzer erzielen heute Reichweiten, über die sich vor kurzem sehr viel größere E-Autos gefreut hätten. So erreicht der Kleinwagen e-Honda 200 km, der noch kleinere Kleinstwagen VW e-up! 260 km und der Kleinwagen Opel Corsa-e sogar 330 km.
Tesla ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus und baut in Rekordzeit in der Nähe von Berlin, in der Märkischen Heide, sozusagen in der Höhle des Löwen, eine Gigafabrik mit einer Kapazität von jährlich 500.000 Autos. Wie ehrgeizig diese Planung tatsächlich ist, wird erst klar, wenn man die weltweit 367.500 Verkäufe Teslas von 2019 in Beziehung setzt. Der VW-Konzern hat in dieser Periode dagegen welteit knapp 11 Millionen Fahrzeuge verkauft. Diese Zahlen verdeutlichen den riesgen Größenunterschied von VW und Tesla. Engt man die Betrachtung auf E-Autos ein, dann ist Tesla immerhin der größte Auto-Hersteller der Welt mit einem enormen Wachstum und zwar einer Verdoppelung der Verkaufszahlen in den letzten drei Jahren. Allerdings, Erfahrungen in der Massenherstellung hat Tesla nicht, will aber in Kürze ein Massenhersteller werden. Hierin liegt die Gefahr und die Schwachstelle von Tesla und gleichzeitig die Chance von VW, dem Spezialisten der Massenproduktion.
Eine begeisternde innovative Technik ist sicherlich wichtig beim Kauf eines Neuwagens, aber nicht nur. Die Neuwagenkäufer verlangen auch eine stimmige Innenausstattung und eine gute Produktqualität. Sowohl bei der Produktion als auch bei der Qualität gab es beim Model 3 anfangs erhebliche Schwierigkeiten und es hagelte in den USA nach den ersten Auslieferungen deutliche Kritik. Tesla scheint die Probleme inzwischen im Griff zu haben.
Ich war anlässlich der Vorstellung des Model 3 nach dem Besuch eines Showrooms von Tesla tief enttäuscht. Das sportliche, emotionale Design des neuen Model 3 schraubte meine Erwartungen sehr hoch. Um so enttäuschter war ich nach dem ersten Blick ins Fahrzeuginnere. Unter 50.000 € ist die kleinste und billigste Version der 4,70 m langen Mittelklasselimousine „Model 3“ eigentlich kaum zu haben. Wahrlich kein "Volkswagen". Wird hier etwa am falschen Ende gespart? Aber vielleicht ist der innen zur Schau gestellte "Minimalismus" auch nur eine Frage des Geschmacks. Die Niederländer haben damit offensichtlich keine Probleme. Wer in jüngster Zeit in den Niederlanden Urlaub gemacht hat, kann nicht übersehen haben, dass dort das Model 3 von Tesla bereits das meist verkaufte Auto ist.
AUTOMOBILMARKT DEUTSCHLAND |
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Inhaber und Autor
Dipl. Oec. GERALD BALSER
St. Pete, FL, Oktober 2016
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