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Wer die Wahl hat, hat die Qual: ID.3 oder ID.4?
Gerald Balser, 6. November 2020
Der Surfer weiß es, man muss vor der Welle reiten. Ist man auf der Welle, dann hat man sie verpasst. Der CEO von VW, Herbert Diess, kennt offensichtlich diese Surfer-Weisheit. Kein Auto-Hersteller, mit Ausnahme des Pioniers Tesla, hat sich hinsichtlich Elektromobilität so gut aufgestellt und dies in relativ kurzer Zeit. Ein rasantes Tempo, eigentlich untypisch für VW. Herbert Diess hat unumwunden und freimütig zugegeben, sich an Tesla orientiert zu haben, auch hinsichtlich des Wunsches nach Unabhängigkeit gegenüber den Zulieferern von Batterien und Software. Dass diese Strategie nicht ganz ungefährlich ist, man mit Pannen und Verzögerungen rechnen muss, hat Herbert Diess von seinem Ziel nicht abgehalten.
Eines hat VW und der ganze Konzern seinen Konkurrenten und sogar Tesla voraus.: der Modulare E-Antriebs-Baukasten (MEB). Der ist nicht nur eine starre Plattform als Basis für Varianten mit gleichen Abmessungen, sondern erlaubt deutliche Veränderungen der Karosserie durch Streckung und Verbreiterung. Der MEB spart bei der Modellentwicklung viel Zeit und Kosten. Nur so ist es erklärbar, dass VW und seine Konzernmarken in Stakkatomanier ein Modell nach dem anderen auf den Markt bringen können. In kürzester Zeit wird VW mit Hilfe der MEB eine ID-Familie aufbauen, d. h. jeder Verbrenner wird ein elektrisches Gegenstück bekommen.
Seit September liefert VW seinen ersten, mit Hilfe des MEB gebauten, vollelektrischen Kompaktwagen, den ID.3, aus. Die Reihenfolge ist kein Zufall, denn der ID.3 soll im Bereich E-Auto die Rolle des Golf übernehmen. Noch Ende dieses Jahres wird der zweite MEB-gestützte, vollelektrische ID.4, das Gegenstück zum Tiguan, ausgeliefert werden. Der ID.3 ist das wichtigste Modell für den europäischen und insbesondere deutschen Markt. Mit dem ID.4 hat VW noch mehr vor. Er soll die Rolle des Weltautos mit zusätzlichen Produktionsstätten in China und den USA bekommen.
Stellt man die beiden Autos nebeneinander, kann man sich nicht vorstellen, dass sie eigentlich Geschwister sind, dass beide in Zwickau sogar auf dem gleichen Band gebaut werden. Aber so ganz neu ist das bei VW nicht, denn auch Golf und Tiguan sind Geschwister.
Viele Hemmnisse, sich ein vollelektrische Auto zu kaufen, sind inzwischen ausgeräumt. Leider ist das E-Auto im Vergleich zum Verbrenner wegen der sehr teuren Batterien immer noch sehr viel teurer. Trotzdem hat es VW geschafft, das Einstiegsmodell des kompakten ID.3 unter die 30.000 € zu halten. Dies war auch notwendig, da immer noch die Denke vorherrscht „klein bzw. kompakt gleich billig, groß gleich teuer“. Natürlich werden die Einsparungen an manchen Stellen sichtbar. Kritisiert wird vor allem die im ID.3 verbaute preisgünstige Hartplastik, die als billig empfunden wird. Aber dies ist eine Frage des Geschmacks. Für mich wären Holzimitate schlimmer.
Mit dem recht großen SUV ID.4 hat VW diese Probleme nicht. Die Kunden akzeptieren bei diesem Fahrzeug einen deutlich höheren Preis. VW konnte den Rotstift zur Seite legen. Die Qualitätsanmutung ist beim ID.4 höher. Erstaunlich ist, dass der Preisunterschied zum Einstiegsmodell ID.3 mit ca. 4.500 € gar nicht so groß ausfällt. Allerdings ist die serienmäßig eingebaute Ausstattung nicht vergleichbar. VW spricht austattungsbereinigt von immerhin 7.000 €. Bei identischem Radstand ist der ID.4 länger und breiter als der ID.3. Das Mehr an Blech macht allerdings nicht den Preisunterschied aus. Den Preis bestimmen vielmehr die eingebaute Technik und die Wertigkeit der Materialien.
Vergleich ID.3 mit ID.4
| ID.3 1st | ID.4 Pro |
Einstiegspreis | 38.987 € | 43.329 € |
Länge | 4,26 m | 4,58 m |
Breite | 1,82 m | 1,85 m |
Höhe | 1,57 m | 1,63 m |
Radstand | 2,77 m | 2,77 m |
Wendekreis | 10,20 m | 10,20 m |
Motorleistung | 204 PS | 204 PS |
Batterie | 58 kWh | 77 kWh |
Reichweite | 424 km | 520 km |
Verbrauch | 15,5 kWh | 17,2 kWh |
Höchst-geschwindigkeit | 160 km/h | 160 km/h |
Beschleunigung | 7,3 s | 8,5 s |
Sollte der VW-Kunde den ID.3 kaufen oder lieber auf den ID.4 im nächsten Frühjahr warten? Wer die komplette digitale Technik des ID.3 nutzen möchte, der sollte sowieso den Produktionstermin 1. Quartal 2021 abwarten. Bis dahin sind auch die kleinen Anfangsfehler bei der Software beseitigt.
Beide Fahrzeuge haben eine ähnliche Technik, aber nur der ID.3 eignet sich wegen seiner kompakten Abmessungen zum Zweitwagen. Bei entsprechender Ausstattung ist der ID.3 sogar ein vollwertiger Erstwagen. Als Familienwagen ist der hinsichtlich Platzangebot und Kofferraum größere ID.4 natürlich die bessere Wahl. Seine Vielseitigkeit könnte den ID.3 zu einem E-Volkswagen machen. Der ID.4 vereint die so beliebten praktischen Vorteile des SUV mit den ökologischen Notwendigkeiten des E-Motors. Sein eher klassisches Design strahlt mehr Emotionen aus. Ob ID.3 oder ID.4 ist also eher eine Frage des Geschmacks, weniger der Leistung (beide Fahrzeuge sind bei 160 km/h abgeriegelt) und vor allem abhängig von der persönlichen Situation des Kunden.
Inhaber und Autor
Dipl. Oec. Gerald Balser
St. Pete, FL, Oktober 2016
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