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Eine Lanze brechen für das voll ausgestattete Auto
Gerald Balser, 19. März 2020
Update: 04.04.20
Der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess berichtete kürzlich auf der Jahrespressekonferenz, dass VW 2019 operativ so erfolgreich war wie noch nie und seinen Absatz gegen den Trend weltweit steigern konnte. Beim Umsatz waren die Steigerungsraten noch deutlich höher, was sich mit dem Verkauf von besser ausgestatteten Autos begründet.
In dem Jahresergebnis spiegelt sich die Vorreiterrolle von VW hinsichtlich der Assistenzsysteme wider. Nicht nur, wie bisher üblich bei Fahrzeugen der Oberklasse, selbst in Kleinwagen wie dem VW Polo bietet VW moderne Assistenzsysteme an und die Kunden nehmen beim VW Polo das gar nicht selbstverständliche Angebot modernster Assistenzsyteme häufig und sehr dankbar an. Klein heißt bei VW eben nicht einfach billig. VW hat verstanden: Außen kompakt bei erstaunlich viel Platz im Innenraum ist smart und im Alltag sehr praktisch. VW liegt also voll im Trend des Kundenwunsches zum voll ausgestatteten Auto. Die neuen E-Autos von VW ID.3 und ID.4 werden diese Konzeption noch perfektionieren.
VW sollte sogar noch einen Schritt weiter gehen, den Start in die neue Elektro-Ära nutzen und seine Angebotsstrategie grundsätzlich verändern. Beim Trend zum voll ausgestatteten Auto ist das Angebot eines Grundmodells unnötig. Leider glauben viele Anbieter in Deutschland (Ausnahme Mercedes) immer noch, ein sparsamst ausgestattetes und zumeist untermotorisiertes Modell aus Gründen des Preisimages anbieten zu müssen, obwohl dieses Modell de facto nicht gekauft wird. Darüber sind die Hersteller sogar froh, denn das Grundmodell ist für eine akzeptable Rendite viel zu knapp kalkuliert. Was weiterhin gegen das Angebot eines Grundmodells spricht, ist die Diskrepanz zu den gut ausgestatteten in Hochglanz gezeigten Modellen der Werbung. Die Enttäuschung des Käufers ist vorprogrammiert, wenn er sein eher schlichtes Auto in Empfang nimmt (Siehe Artikel: Ehrlich währt am längsten.).
Der Trend zum Kauf von sehr gut ausgestatteten Autos macht aber nicht nur ein sparsames Grundmodell überflüssig, sondern verlangt in Konsequenz auch ein entsprechendes Angebot. Dafür genügten zwei alternative Austattungsmodelle. Das eher abschreckende Beispiel für Verwirrung liefert Ford Deutschland mit bis zu neun Ausstattungsmodellen in den unteren Fahrzeugklassen. Mit der Beschränkung auf die Modelle "Life" und "Style" beim neuen Golf geht VW bereits in die richtige Richtung. VW könnte sein Image hinsichtlich "Ehrlichkeit" weiterhin verbessern und nach dem Grundsatz handeln "bei VW bekommt der Kunde, was er in der Werbung sieht". Die beiden Modelle sollte VW entsprechend der Werbung voll ausstatten und demonstrativ als Komplettautos bewerben. VW wäre mit dieser Stragie bzw. Philosophie medial eine große Aufmerksamkeit sicher. Das Komplettauto hätte für den Hersteller, aber auch für den Kunden einen großen Vorteil. Der Hersteller kann auf diese Weise seinen Umsatz erhöhen und der Kunde zahlt für die serienmäßig eingebaute Ausstattung deutlich weniger als die addierten einzelnen Sonderausstattungen.
Es ist verwunderlich, dass bei der Häufigkeit der schweren Unfälle auf den deutschen Autobahnen, der Einbau all jener Features, die der Sicherheit dienen und die helfen, Leib und Leben des Fahrers zu schützen (z. B. Travel Assist, Front Assist, Emergency Assist, usw.) gesetzlich nicht vorgeschrieben sind (Siehe Artikel: Assistenzsyteme helfen Leben retten!). Bei entsprechender Ausstattung erreicht z.B. der neue VW Passat hinsichtlich des autonomen Fahrens bereits Level 2. Lobenswert ist, dass VW im neuen Golf seine neue Car2X-Technologie serienmäßig eingebaut hat. Dadurch ist der Golf per WLANp und Funk mit anderen Autos vernetzt und dadurch in der Lage, Unfälle zu vermeiden. Aber auch so mancher Kunde müsste seine Sparsamkeit überdenken und sich fragen, wie viel ihm seine Gesundheit bzw. auch sein Leben wert ist.
Da außerdem alle diese modernen, digitalen Features in Verbindung mit dem autonomen Fahren stehen, geht wahrscheinlich kein Weg an deren serienmäßigen Einbau vorbei. Bis zum Erreichen des Levels 5 kann es aber noch einige Jahre dauern (Siehe Artikel: AUTOMATISIERTES FAHREN). So lange sollte man jedoch nicht warten, zumal die Kosten für digitale Features verhältnismäßig gering sind. Der aktuelle Modellname "Life" würde hervorragend zu einem auf Sicherheit konzipierten "Komplettauto" passen.
Für Kunden, die nicht nur Wert auf ihre Sicherheit, sondern auch auf Komfort legen, sollten zusätzlich entsprechende stylische Features (z. B. Keyless Start, Komfortsitze, elektrische Heckklappe, usw.) zur Serie eines über dem Life angesiedelten Modells gehören. Der aktuelle Modellname "Styl" wäre konzeptionell ebenfalls hervorragend geeignet.
Bei der Konzeption Komplettauto ist die Bestellung eines Autos, maßgeschneidert nach den individuellen Wünschen, nicht mehr möglich. Dies würde aber den Einsatz eines Konfigurators in der Handhabung sehr viel einfacher machen. Der Kunde könnte nun ohne Beratung durch einen Verkäufer kostensparend, direkt online beim Hersteller bestellen.
Für den Hersteller hätte die Konzeption Komplettauto produktionstechnisch einen großen Vorteil. Er könnte im Voraus auf Lager produzieren und damit für eine gleichmäßige Auslastung der Kapazitäten sorgen. Selbst Krisenzeiten, wie z. B. die jüngste Corona-Krise, könnte bei solch einem Konzept viel besser gemeistert werden. Hätte der Händler die Aufgabe, die Autos auf seinem Gelände zu lagern, könnte der Kunde sein neues Auto - ganz nach amerikanischem Vorbild - ohne Lieferfristen direkt vom Hof des Händlers kaufen. Eine Voraussetzung dafür wäre eine deutliche Beschränkung des aktuell riesigen Angebots an Farben. Aber wäre dies denn so von Nachteil, wenn man bedenkt, dass hauptsächlich Schwarz, Anthrazit, Weiß und Silber bestellt werden?
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Inhaber und Autor
Dipl. Oec. GERALD BALSER
St. Pete, FL, Oktober 2016
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