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Sind unsere Autos zu groß?
Gerald Balser, 21. Oktober 2019
Die Kritik des Umweltschutzes, unsere Autos wären zu groß, zu schwer und verbrauchten zu viel Sprit, paart sich mit der Behauptung, die Regierung und die Gesellschaft insgesamt hätten seit dem Wissen über die globale Erderwärmung vor ca. zwanzig Jahren nichts getan. Dieser Vorwurf ist nicht richtig. Lange bevor man in Deutschland über Umweltschutz nachgedachte, betrieben die USA, insbesondere Kalifornien (Smog in Los Angeles), gegenüber der Automobilindustrie eine knallharte Abgaspolitik. Der VW-Konzern, damals ein großer Player auf dem US-Markt, musste sich, ähnlich wie heute gegenüber China, umgehend anpassen. Dies kam auch dem deutschen Automobilmarkt zugute.
Bereits 1973 wurde der Drei-Wege-Katalysator, allerdings ausschließlich beim Benziner, eingesetzt, da der Diesel als umweltfreundlich galt. Inzwischen ist der SCR-Katalysator mit AdBlue beim Diesel serienmäßig. Bereits 1980 begann Audi als erster Hersteller bei seinem Audi 200 mit dem Downsizing. Der 6-Zylinder- wurde durch einen 5-Zylinder-Motor ersetzt. Bei einer Verkleinerung des Hubraums und damit einhergehend einer Verringerung des Energieverbrauchs erzielte Audi die gleiche Motorleistung. Heute wird das Downsizing flächendeckend von allen Herstellern praktiziert. Bei kleineren Autos ist der 3-Zylinder-Motor Standard. Limousinen mit dem berühmten V8-Motor findet man fast nur noch als Gebrauchtwagen. Anscheinend sind die hohen Verbräuche unserer Autos aus der „guten, alten Zeit“ in Vergessenheit geraten. Der VW Käfer Bj. 1984 mit 44 PS verbrauchte 11,7 Liter, der VW Golf von heute mit 115 PS nur 4,8 Liter, also deutlich weniger als die Hälfte.
Richtig ist, dass unsere Autos in den Abmessungen und dadurch natürlich auch im Gewicht ständig gewachsen sind. Der erste VW Golf war fast 56 cm kürzer als das aktuelle Modell und wäre heute kein Kompakt-, sondern ein Kleinstwagen. Der Ur-Passat hatte ungefähr die Länge des aktuellen VW Golf. Richtig ist aber auch, dass neue kleine Modelle in die frei gewordene Lücken gestoßen sind, z.B. VW Polo und VW up!. Andererseits ist die Auffassung darüber, was groß oder klein ist, abhängig von den äußeren Umständen. In den USA wirken unsere Mittelklasse-Autos wie Kleinwagen, dagegen zählen diese in Italien bereits zu den großen Schlitten. In Italiens mittelalterlichen Innenstädten, kleinen Parkplätzen und engen Parkhäusern sind größere Autos eher unpraktisch. In den USA dagegen ist alles auf große Autos ausgelegt. Das Gefühl der Enge kommt selbst bei den riesigen Pick-ups nicht auf.
Zur Überprüfung des Vorwurfs, unsere Autos seien viel zu groß, sollte die Verteilung der unterschiedlichen Fahrzeugklassen genauer betrachtet werden. Dabei hilft die Statistik des Kraftfahrzeug-Bundesamts (KBA).
Neuzulassungsstatistik (KBA) Januar - September 2019
Große Autos Kleine, kompakte, mittlere Autos
ab 4,60 m Länge bis 4,60 m Länge
MINIS | 182.218 | 6,6% | ||
KLEINWAGEN | 371.511 | 13,6% | ||
KOMPAKTKLASSE | 563.217 | 20,6% | ||
MITTELKLASSE | 281.342 | 10,3% | ||
OBERE MITTELKLASSE | 94.861 | 3,5% | ||
OBERKLASSE | 22.444 | 0,8% | ||
SUVs | 563.652 | 20,6% | ||
GELÄNDEWAGEN | 267.982 | 9,8% | ||
SPORTWAGEN | 36.374 | 1,3% | ||
MINI-VANS | 66.068 | 2,4% | ||
GROSSRAUM-VANS | 95.969 | 3,5% | ||
UTILITIES | 136.246 | 5,0% | ||
SONSTIGE | 58.274 | 2,1% | ||
Summe | 444.168 | 16,2% | 2.295.990 | 83,9% |
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Neuzulassungen insgesamt | 2.740.158 | 100,0% | 2.740.158 | 100,0% |
Auch wenn diese Statistik nicht ganz trennscharf ist, wird dennoch deutlich, dass die Anzahl der Neuzulassungen bei größeren Fahrzeugen äußerst klein und eigentlich unbedeutend ist. Ihr Marktanteil dürfte bei ca. 15 % liegen. Der falsche Eindruck könnte auch dadurch enstanden sein, dass die Hersteller gerne viele Modelle der Ober- und Luxusklasse anbieten, da mit diesen Fahrzeugen ein hoher Stückgewinn erwirtschaftet wird.
AUTOMOBILMARKT DEUTSCHLAND |
www.automobilmarktdeutschland.de |
Inhaber und Autor
Dipl. Oec. GERALD BALSER
St. Pete, FL, Oktober 2016
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