VW Passat und VW ID.7 – Die neue Mitte?
Gerald Balser, 2. September 2023
Bild-Quelle: VW AG
Die neuesten Pressefotos von VW zeigen den neuen VW Passat der 9. Generation. Es ist ein Variant und dabei wird es bleiben. VW verzichtet weiterhin auf die ungeliebte Stufenheckversion. Das neue Modell ist unschwer als ein Passt Variant zu erkennen. Alles beim alten? Auf den ersten Blick ja. Schaut man genauer hin, stimmt die Einschätzung ganz und gar nicht. Bereits heute und nicht erst im Jahr 2024 bestellbar ist der neue VW ID.7. Wenn man so will, ist dieses Modell das elektrische Gegenstück der in dieser Klasse üblichen, aber bei VW fehlenden, Stufenheckversion des VW Passat.
VW geht mit der neuen Passat-Generation und dem neu entwickelten ID.7 in die Offensive. Die Mittelklasse ist hart umkämpft und die Verkaufszahlen des Passat gehen seit Jahren zurück. Dabei ist der Passat Variant der Liebling der Dienstwagenfahrer und der Familien. Das macht ihn bei VW zwar noch immer zum Top-Modell, erfüllt aber die hohen Ansprüche des Massenherstellers VW nicht.
Was ist neu beim VW Passat? Der neue Passat ist in seinen Abmessungen deutlich gewachsen. Klein und eng ist auch der aktuelle Passat zwar nicht, aber die neue Generation katapultiert den Passat direkt in die Oberklasse. Die Fahrzeuglänge vergrößert sich um 15 cm auf 4,92 m, die Breite um 2 cm auf 1,85 m und in der Höhe bleibt er mit einem Minus von 1 cm bei 1,51 m fast unverändert. Die Abmessungen des Passat entsprechen ungefähr denen des neuen E-Autos, dem ID.7: Länge 4,96 m, Breite 1,86 m und Höhe 1,54 m. Damit befinden sich beide neuen Fahrzeuge Mitten in der Oberklasse, die bereits bei einer Länge von 4,81 m beginnt. VW verändert den Preis seines heutigen Mittelklasse-Modells kaum. Der Einstiegspreis von knapp 40.000 € für den neuen Mildhybrid Benziner mit 150 PS Leistung und einem 7-Gang-DSG Getriebe liegt absolut auf Mittelklasse-Niveau. Deutlich teurer ist der VW ID.7. Dessen Einstiegspreis liegt, einem E-Auto entsprechend, bei 57.000 € (286 PS). Die Fahrzeuglänge des bisherigen Flaggschiffs von VW, des Arteon Shooting Brake (4,87 m), wird von beiden neuen Modellen übertroffen. Der Einstiegspreis des neuen VW Passat Variant liegt dennoch deutlich unter dem des VW Arteon Shooting Brake (2,0 TDI, 150 PS, 7-Gang DSG, 48,745 €). Den Aufpreis für den Arteon bezahlt der Kunde für das elegant-sportliches Design des viertüriges Kombi-Coupés.
Warum spricht VW bei seinen beiden neuen Modellen nicht von der Oberklasse? Das ist dem VW-Image geschuldet. Ein Oberklasse-Modell passt nicht zu einer Marke „Volkswagen“. Außerdem ist VW ein gebranntes Kind. Man hat in Wolfsburg den totalen Schiffbruch mit dem Experiment eines Oberklassen-Modells, dem VW Phaeton, nicht vergessen. Ein Oberklasse-Modell passt viel besser zu einer anerkannten Edelmarke und die besitzt der VW-Konzern mit der Marke Audi. Bei der Werbung vermeidet VW bewusst die Begriffe Oberklasse bzw. Mittelklasse. Den neuen Passat wirbt VW als das Modell mit dem Komfort und dem Feeling der Business-Class. Der ID.7 ist das neue Flaggschiff von VW. Basta! Keine schlechte Idee. Hat VW eine neue Mittelklasse kreiert? Genügen für die Einordnung nicht mehr allein die Abmessungen? Spielt in der Oberklasse, ähnlich wie bei der Luxusklasse, nun auch der Preis eine Rolle? VW jedenfalls hat zwei Oberklassefahrzeuge zum Preis der oberen Mittelklasse im Angebot.